Tobias Künkler, Tobias Faix und Johanna Weddigen gehen in ihrer empirica Singlestudie der Frage nach den Lebensweisen und der Lebenswelt, ihres Glaubens, ihres Selbstverständnisses und ihrer Lebenszufriedenheit nach.
Verschiedene Themenfelder wurden in der Studie beleuchtet: Das Leben von Singles in Deutschland in der historischen und zeitgenössischen Perspektive. Die Lebenszufriedenheit und deren Verknüpfung mit Glaube und Gemeinde, der Alltagsgestaltung, der eigenen Sexualität, dem Partnerwunsch und der Partnersuche. Zum Schluss werden verschiedene Typen christlicher Singles vorgestellt.
Zum Nachdenken haben mich mehrere Aussagen gebracht, die mein Bild von Single sein und die Rolle der Gemeinde im Leben eines christlichen Singles beeinflusst haben. Viele christliche Singles sind intensiv in Gemeinden engagiert und genießen die sozialen Kontakte sehr, zugleich wünschen sie sich jedoch mehr Wertschätzung und Verständnis. Neben der eigenen Gesundheit ist die Gemeinde eines der wichtigsten Merkmale der Lebenszufriedenheit christlicher Singles. Sie besuchen sehr häufig Gottesdienstes, engagieren sich sehr gerne und haben ein sehr intensives Gebetsleben. Doch regelmäßig haben sie das Gefühl, dass sie ihr Single sein vor anderen Christen rechtfertigen müssten. Außerdem haben etwa ein Drittel aller Befragten auf die Unversöhnlichkeit mit der eigenen Partnerlosigkeit und der Einsamkeit besonders an Feiertagen, im Urlaub, in Krankheitsphasen, verschiedenen Alltagsherausforderungen und Übergangssituationen im eigenen Leben in der Studie hingewiesen. Außerdem beschrieben sie, dass in ihren Gemeinden selten über Single sein, Einsamkeit und dem Umgang mit Sexualität und Intimität aus biblisch-theologischer Sicht gesprochen wird.
Viele christliche Singles wünschen sich, dass in Gemeinden sie besser wahrgenommen werden, Menschen auf sie zugehen und sie in die Gemeinschaft besser integriert werden. Sie wünschen sich zum einen intensiven Kontakt zu Menschen in anderen Lebensformen und zum anderen besondere Zielgruppenveranstaltungen für Singles.
Das Buch öffnet die Augen für einen neuen Blick auf unsere Gemeinden und unser soziales Umfeld. Es regt zum Nachdenken an und ermutigt zugleich zum Handeln.
Besonders interessant empfand ich das Auswertungsgespräch der Autoren der Studie am Ende des Buches, sowie verschiedene Kommentare zum Buch. Hier werden nochmals wichtige Punkte genannt, welche aus ihrer Forschung hervortraten und mögliche Handlungsoptionen für Gemeinden benannt. Daraus entnommen sind in Auszügen folgende Fragen:

Fragen für Sie und Ihre Gemeinde:

  • Ist Singlesein eine Lebensform, die auch in Ihrer Gemeinde positiv dargestellt wird?
  • Welche Lebensform/en sind in Ihrer Gemeinde vertreten?
  • Kommen in Predigten, Andachten etc. Beispiele aus der Lebenswelt von Singles vor?
  • Gibt es bei Ihnen in der Gemeinde Menschen, die einen Blick für die Singles haben, mit ihnen ins Gespräch kommen, sie nach ihren Nöten fragen und Angebote für Begegnung schaffen?
  • Wo wird das Thema Sexualität in Ihrer Gemeinde angesprochen? (Besonders auch im Hinblick auf das Leben als Single.)
  • Sind in Ihrer Gemeindeleitung Singles vertreten?

Julia Scheerle, Theologiestudentin

Johanna Weddigen/Tobias Faix/Tobias Künkler (Hgg.): Christliche Singles.Wie sie leben, glauben und lieben, SCM R. Brockhaus 2020, ISBN: 978-3-417-26903-1, 29,99 Euro. Link: https://www.scm-shop.de/christliche-singles.html