Synode mit Überraschungen
Die Herbstsynode tagte vom 24. bis 26. November und wurde mit einem Abendmahlsgottesdienst  eröffnet. 

Pfarrer Rainer Köpf (LG) betonte in seiner Predigt zu Luthers Morgensegen, dass alle Sorgen und Panik unnötig seien, weil Christus der Verwalter dieser Welt ist. Die Tagesordnung war gefüllt mit richtungsweisenden Entscheidungen. Zu beschließen waren das Klimaschutzgesetz, der erste Doppelhaushalt für 2023 und 2024 und nicht zuletzt das Gesetz zur Modernisierung der Verwaltung. Aber auch der Pfarrplan 2030 warf seine Schatten voraus.

 

Modernisierung der Verwaltung 

Im Rahmen von „Kirchliche Strukturen 2024Plus“ wurden in den vergangenen Jahren unterschiedliche Verwaltungsmodelle erprobt, evaluiert und weiter diskutiert. Dabei ging es nicht nur darum, wie Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort von Verwaltungshandeln entlastet werden können, sondern ebenso auch, wie Verwaltungsprozesse digitaler und professioneller werden können. 

Im Kern sieht das neue Verwaltungsgesetz 19 Regionalverwaltungen in Württemberg vor. Die klassische Kirchenpflege läuft bis 2030 aus. In diesem Zug wird das neue Berufsbild der Gemeindeassistenz eingeführt, welche das Pfarramtssekretariat und die verbleibenden Aufgaben der Kirchenpflege in sich vereint.

Der  Vorsitzender des Rechtsausschusses Christoph Müller (LG) betonte, dass bei der Umstellung niemand auf der Strecke bleiben soll. „Wir brauchen weiter alle kirchlichen Verwaltungsmitarbeitenden und jeder bekommt die Chance auf einen passenden Arbeitsplatz“, so Müller. Matthias Hanßmann formulierte im Votum der Lebendigen Gemeinde einige kritische Fragen, die viele Synodalen bei der Entscheidung für das Gesetz umtreiben. „Die einzelnen Kirchengemeinden benötigen eine verlässliche Ansprechperson seitens der Regionalverwaltung“, forderte Hanßmann. „Es gibt ein Moment der Trauer“, spitzte es Dekan Gunther Seibold (LG) in der Aussprache zu, dass die Verwaltungsreform zwar vielerorts zu Verbesserungen beitrage, andernorts aber auch sehr gut funktionierende Strukturen unnötigerweise ablöse. Die Landessynode stimmte dem neuen Gesetz schließlich bei 4 Enthaltungen zu. 

 

PfarrPlan 2030 

Aufgrund der massiv geplanten Einschnitte durch den PfarrPlan 2030 beschloss die Landessynode, die bisherige Zielzahl von 1036 auf 1100 Vollzeitstellen zu erhöhen. Somit stehen den Gemeinden 4% mehr Pfarrstellen zur Verfügung als ursprünglich geplant. Um die Besetzung dieser Stellen zu gewährleisten wurden zudem folgende Maßnahmen beschlossen: Das universitäre Hochschulstudium soll verstärkt beworben, Ruhestandsregelungen sollen gelockert, alternative Zugänge in den Pfarrdienst für Quereinsteiger und Absolventen staatlich anerkannter Hochschulen ermöglicht werden. Der Antrag wurde von der Landessynode beschlossen und obliegt nun dem Oberkirchenrat zur Umsetzung. Die Lebendige Gemeinde hat sich für den Antrag stark gemacht und begrüßt diesen mutigen Schritt ausdrücklich.

Klimaschutzgesetz

Die Synode beschloss ein Klimaschutzgesetz, wonach die Landeskirche bis 2040 klimaneutral werden soll. In den kommenden Jahren werden dafür insgesamt 83 Mio. € eingestellt. Dr. Markus Ehrmann (LG) würdigte den vorliegenden Entwurf als ambitioniertes, aber realistisches Vorhaben. Die Bewahrung der Schöpfung erhalte so eine hohe Priorität, ohne dass aktiver Klimaschutz und aktives Gemeindeleben gegeneinander ausgespielt würden. Skepsis wurde auch in Bezug auf die finanzielle Umsetzbarkeit und den Kauf von CO2-Zertifikaten bei Zielverfehlung geäußert. Besser, wir setzen uns realistische Ziele und geben uns die nötige Zeit, als dass wir uns selbst etwas vormachen und am Ende auch noch unnütz Geld verschenken müssen”, plädierte etwa Christoph Reith (LG) für eine realistische Zielsetzung. Änderungsanträge zu schärferen Zielvorgaben wurden von der Lebendigen Gemeinde nicht mitgetragen und blieben erfolglos. 

 

Doppelhaushalt 

Aufgrund der Erkrankung von Oberkirchenrat Dr. Kastrup stellte Dr. Fabian Peters den Doppelhaushalt 2023/24 vor. Trotz stabiler Kirchensteuereinnahmen fehlen 2023 wegen steigender Personalkosten 21,9 Mio. € und im Folgejahr 9,8 Mio. €. Durch angesparte Mehreinnahmen aus vergangenen Jahren können die Fehlbeträge ausgeglichen werden. Leider sind auch die Austrittszahlen angestiegen und liegen deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. 

Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Tobias Geiger (LG), verglich den Doppelhaushalt mit einem Remis beim Schachspiel: „Es ist noch nichts entschieden”, da die Umsetzung der Sparziele noch anstehe. Im Blick auf die anstehenden Herausforderungen zitierte Tobias Geiger den neuen Reutlinger Prälaten Markus Schoch: „Wenn wir weniger werden, wird unsere Botschaft nicht weniger wertvoll.” Im Votum der LG dankte Michael Schneider allen Gemeindegliedern für ihre Kirchensteuer und allen Ehren- und Hauptamtlichen für ihr Engagement. Er freute sich über zusätzliche Stellen in der Popularmusik und über die auf zwei Jahre befristete Verdoppelung des Zuschusses für Kindergartengruppen von 1000 auf 2000 €.  

 

Sparmaßnahmen und Strukturstellenplan
Bis 2030 sollen die Ausgaben im landeskirchlichen Haushalt um rund 30 Mio. € sinken. Dazu beschloss die Synode als Ergebnis aus dem Sonderausschuss zur inhaltlichen Ausrichtung einen Strukturstellenplan: In den nächsten Jahren werden 155 Stellen gestrichen. Dies soll durch Wegfall von Stellen bei Zurruhesetzungen oder dem Ende von Projektstellen erreicht werden. In der Aussprache wurde angemahnt, dass für diese Veränderungen noch keine detaillierten Pläne vorliegen würden. „Wir brauchen erst die Rahmenbedingungen, um dann Konzepte unter neuen Vorzeichen ausarbeiten zu können“, mahnte Andrea Bleher. 

 

Strategische Planung

Angesichts der immensen Veränderungen fragte Direktor Werner, inwieweit eine strategische Planung gegenwärtig überhaupt möglich sei. Stattdessen stellte er den aktuellen Umsetzungsstand der Organisationsziele aus dem Bericht des vergangenen Jahres dar. Dabei kam er auf viele Themen zu sprechen, die auch auf dieser Herbsttagung Thema waren wie die Verwaltungsreform und das Klimaschutzgesetz. Er benannte aber auch perspektivisch wichtige Themenfelder: Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche, Personalführung und New Work sowie den zunehmenden Einspardruck.

 

Emotionaler Abschied

Nach 11 Jahren in der Geschäftsstelle der Landessynode wurde Pia Marquardt als Leiterin in der Herbstsynode verabschiedet. Wir wünschen ihr Gottes Segen und freuen uns auf viele Begegnungen im Ländle der Lebendigen Gemeinde!

 

=hier den Bericht als pdf zum Download=>