Judy Bailey und Patrick Depuhl: Das Leben ist nicht schwarz-weiß – Geschichten von Wurzeln, Welt und Heimat (Adeo 2021), ISBN: 978-3863343118, 20 €.
Das Künstlerehepaar Judy Bailey und Patrick Depuhl nimmt uns mit in ihre gemeinsame Geschichte, ihre weitverzweigten Wurzeln zwischen Niederrhein, Ruhrpott, Barbados, London und Afrika. Sie machen sich ebenso auf die Spurensuche in die Vergangenheit der beiden Familien – mit Ergebnissen, die sie selbst überrascht und in manchem auch erschreckt haben.
Das Buch bildet die Ergänzung zur gleichnamigen Doppel-CD der beiden, die als Crowdfunding-Projekt in diesem Jahr realisiert werden konnte. Im Buch erfahren wir die Geschichte hinter diesen Texten und Liedern. Die beiden erzählen offen von dem, was sie als interkulturelles Paar erlebt haben, wie die verschiedenen Welten, in denen sie zuhause sind, sie prägen und verändern. Sie beschreiben sehr sensibel – und nicht selten voller Humor – die Feinheiten der Sprache, die Bilder, aus denen Denkmuster und Klischees werden. Sie nehmen uns mit in die schönen und schweren Momente, aus denen ihre Lieder gewachsen sind.
Wir erfahren, wie Judy und Patrick sich kennenlernten und ein Paar wurden, wie sie ihren eigenen Weg suchten, wie sie sich mit ihrer ganz unterschiedlichen Familiengeschichte auseinandersetzten und auch, was sie international als Botschafter für World Vision erlebten.
Das Buch ist nicht zuletzt ein klares und sehr starkes Plädoyer gegen jede Art von Rassismus. Aber es ist gleichzeitig viel mehr: Die beiden zeigen transparent und verletzlich, was Sklaverei und Unterdrückung, Rassendenken und menschenverachtendes Verhalten in ihren eigenen Lebensgeschichten für Spuren hinterlassen hat. Die beiden geben uns einen sehr persönlichen Einblick in die Brüche und Verletzungen in ihren Familien – und wie sie damit umgegangen sind. Sie erzählen von der Hoffnung, dass der Glaube diese Gräben überwindet und Verletzungen heilt.
Das Buch ist ein wunderbares Geschenk für alle Fans von Judy und Patrick – und eine reiche Fundgrube für alle, die ihre Stimme gegen Schwarz-Weiß-Denken erheben.
Rainer Holweger, Pfarrer in Öschelbronn
Tom und JoAnn Doyle/Greg Webster: Aufbruch in die Freiheit. Frauen in der islamischen Welt begegnen Jesus; Brunnen/Open Doors 2021, ISBN 978-3-7655-3746-2, 15,00 €
Nori, Dina, Farah, Layla, Khadija – so unterschiedlich ihre Namen und Lebensumstände sein mögen, eint diese Frauen etwas: sie sind Muslima, die Jesus begegnet sind. „Aufbruch“ in die Freiheit“ erzählt ihre einzigartigen und beeindruckenden Lebenszeugnisse. Die Begegnung mit Jesus (oft in Träumen) verändert ihr Leben radikal, wenn auch nicht immer die äußeren Umstände.
Der englische Titel gibt die Art und Weise, wie diese Frauen heute leben, nach meiner Einschätzung besser wieder: Geheimagentinnen für Jesus in der muslimischen Welt. Sie riskieren viel, um anderen Frauen und ihrer Familien von Jesus zu erzählen. Und sie beten! Für ihr persönliches Umfeld, dass muslimische Frauen die Sehnsucht, (an)gesehen zu werden, bei Jesus gestillt bekommen – und auch für uns in der westlichen Welt. Ein Buch, dass Mut macht, auch vor unserer Haustür auf muslimische Frauen zuzugehen, Kontakte zu knüpfen und für diese Frauen vor Ort und in der muslimischen Welt zu beten.
Ute Mayer, Vorstandsassistentin, Landessynodale
Martin Buchsteiner: Zwischenzeit. Finde Gott, wenn du nicht erlebst, was du glaubst, SCM R. Brockhaus 2021, ISBN: 978-3417269888, 14,99 €
Das düstere Coverbild eines Menschen mit Kapuze in nebliger Umgebung passt ausgezeichnet zum Thema des Buches von Fackelträger-Leiter Martin Buchsteiner. Was, wenn ich Gott nicht erfahre, wenn der „garstig breite Graben“ zwischen Glauben und gegenwärtiger Erfahrung sich auftut? Hat Gott weiterhin alles im Griff? Lieb er mich nicht (mehr)? Bohrende Fragen, die zum Glaubenskiller oder Glaubenswachstum führen können.
Eigene Glaubenserfahrungen, Berichte von Tauernhof-Besuchern und biblische Reflexionen werden vom Autor sorgsam mit biblischen Einsichten von Abraham, David und Co. kombiniert. Die Kernbotschaft von Buchsteiner: „Gott ist für dich – egal was ist!“
Lange Wartezeiten, das Vertrauen auf Gottes Verheißungen und die Entscheidung daran festzuhalten, dass Gott es gut mit uns meint, werden ausführlich thematisiert. Zugleich versucht der Autor die Frage nach dem Warum nicht auszublenden oder vorschnell zu lösen: „Ein reifer Glaube hat gelernt, das Unbeantwortbare auszuhalten.“
„Zwischenzeit“ öffnet den eigenen Blick für Gottes Möglichkeiten, korrigiert vermeintlich christliche Glaubensüberzeugungen und stellt eine sanfte, seelsorgliche Ermutigung dar, auch in Krisenzeiten auf Gott zu vertrauen.
Andreas Schmierer, Vikar in Dornstetten
Christoph Raedel; Jürg Buchegger-Müller (Hgg.): Die biblische Rede vom Gericht Gottes als Herausforderung für Theologie und Gemeinde. (BeTh Band 4 (2020)), SCM R. Brockhaus 2020, ISBN: 978-3-417241655, 17,99 €
Das Jahrbuch 2020 des Arbeitskreises für evangeliale Theologie (Afet) und der Arbeitsgemeinschaft für erneuerte Theologie (AfbeT) behandelt als Schwerpunktthema das Gericht Gottes. Vier Beiträge der Studienkonferenz des Afet 2019 haben sich mit dem herausfordernden Thema auseinandergesetzt und werden hier abgedruckt.
Matthias Deuschle zeichnet in seinem kirchenhistorischen Beitrag die Entwicklung der Gerichts- und Allversöhnungsvorstellung im Pietismus nach und richtet dabei exemplarisch den Fokus auf Spener, Petersen, Bengel und Oetinger. Wie kann man heute theologisch verantwortet vom Gericht Gottes sprechen? Welche Folgen hat es, wenn neuzeitlich die Rede vom Gericht stark verkürzt wird? Werner Thiede ist überzeugt: „Ohne den Gedanken an das Jüngste Gericht ist weder das geschichtliche Auftreten Jesu noch das Evangelium der missionierenden Urkirche zu verstehen.“
Systematiker Christoph Raedel präsentiert in seinem Beitrag einen Analyse, welche Weichenstellungen nötig sind, um eine in gegenwärtigen systematischen Diskussion häufig anzutreffende „Allversöhnung“ zu vertreten. Mike Schmidt, Pastor von ICF Reutlingen, liefert mit seiner Predigt ein Beispiel, wie Fragen der Eschatologie homiletisch zur Sprache gebracht werden können.
Ebenso sind weitere Aufsätze sowie die Abschiedsvorlesung von Prof. Herbert Klement (Alttestamentler, Leuven) sowie die Laudatio von Jan Carsten Schnurr für Jörg Breitschwerdts Dissertation anlässlich der Verleihung des Tobias-Beck-Preises 2019 dokumentiert.
Andreas Schmierer, Vikar in Dornstetten
Lee Strobel: Indizien für einen Schöpfer. Ein Journalist im Spannungsgeld zwischen Evolution und Schöpfung, Gerth Medien 2021, ISBN: 978-3957347008, 18 €
Fragen um Evolution und/oder Schöpfung sind immer wieder an der Tagesordnung. Lee Strobel ist ihnen auf den Grund gegangen und hat zahlreiche Experte der Kosmologie, Physik, Astronomie, Biochemie damit konfrontiert. Und das Ergebnis? In seinem gewohnt analytischen Stil findet der Journalist Lee Strobel zahlreiche – für mich – überzeugende Gründe für einen Schöpfergott. Sowohl für Christen, die apologetisch interessiert sind, als auch für Neugierige und Suchende, die 400 Seiten Text nicht scheuen, bietet das Buch viele hilfreiche Indizien und Gedanken.
Großes Plus: Obwohl die wissenschaftlichen Fragen teilweise hochkomplex sind, gelingt es dem Autor sie in verständlicher Sprache und gut lesbar zu übersetzen. Ein Anhang mit den zentralen Fragen aus seinem bekanntesten Buch „Der Fall Jesus“ sowie Impulse und Ideen zum Weiterdenken für Kleingruppen und Hauskreise runden das äußerst lesenswerte Buch ab.
Wer den „Fall Jesus“ gerne gelesen hat, wird mit diesem Buch viel Erkenntnisgewinn haben!
Andreas Schmierer, Vikar in Dornstetten
Klaus-Günter Pache: Abraham – Wie Vertrauen auf Gott unser Leben formt, SCM R. Brockhaus 2021, ISBN: 978-3417000016, 19,99 Euro
Klaus-Günter Pache hat mit „Abraham – Wie Vertrauen auf Gott unser Leben formt“ ein wahrhaft fulminantes Buch geschrieben! Der langjährige leitende Pastor der Paulus-Gemeinde in Bremen entfaltet in zwölf Kapiteln packend, hervorragend lesbar und mit viel Feingefühl das Leben des Stammesvaters Israels und was wir von ihm lernen können. Glauben bedeutet, Veränderungen zu wagen, sich in Bewegung zu setzen, im Vertrauen auf Gott Risiken einzugehen. Gott bezeichnete Abraham als „Freund“, obwohl (oder gerade weil?) er auch durch viele Vertrauenskrisen ging, scheiterte, eigene Wege ging und immer wieder einmal meinte, das Leben selbst in die Hand nehmen zu müssen. Bei Abraham können wir studieren, wie Gott an uns Menschen festhält und mit ihnen ans Ziel kommt. Von ihm können wir auch neu lernen, Gott zu glauben, dass er wirklich alles zum Guten wirkt. Klaus-Günter Pache schreibt mitreißend und persönlich. Das Buch ist im besten Sinne authentisch und glaubensstärkend. Auch wer dachte, von Abraham alles zu wissen, wird neue Facetten entdecken – und wie aktuell diese Geschichte für uns heutige Menschen ist!
Claudius Schillinger, Redaktionsmitglied „Lebendige Gemeinde“, Calw