„The Chosen“ Staffel 1: Gewöhn dich an anders, Gerth Medien 2021, 20 Euro, EAN: 978-3-589-03948-7
Weltweit sorgt „The Chosen“ (dt. der Auserwählte) für Furore. Jetzt ist die erste Staffel der Serie über Jesus auf Deutsch erschienen.
Verstaubt und kitschig, so mag man manche alten Jesus-Filme aus dem 20. Jahrhundert bezeichnen. „The Chosen“ ist anders. Während klassische Filme mit der Kamera hart an Jesus dranbleiben und eine biblische Erzählung nach der nächsten abarbeiten, geht Regisseur Dallas Jenkins einen anderen Weg: Er verleiht den biblischen Charakteren Farbe und gibt ihnen eine Biographie. Dabei bleibt er nah am biblischen Text, was die Kernhandlung angeht – und füllt zugleich die Leerstellen. Der Fischer Simon wird als Steuerschuldner gezeigt, der deshalb auch in seiner Ehe mit der (biblisch nicht genannten Ehefrau) Eden an seine Grenzen kommt. Maria Magdalena wird als von Dämonen geschüttelte und von Krankheiten gezeichnete Frau dargestellt. Dramaturgisch wird so die Spannung der Charaktere bis zu ihrer Begegnung mit Jesus aufgebaut. Die Heilung von Maria und der Schwiegermutter des Petrus sind eindrucksvolle Momente. Weil sie so lebensnah und zugleich ergreifend sind. Weil sie ohne spektakuläre Effekte, aber zugleich mit brillanten Dialogen aufwarten.
Teilweise trockener Humor und bis ins kleinste durchdachte Szenen machen die Serien zu etwas Außergewöhnlichem. So auch das Lachen in Jesu Gesicht, als er vom Ufer aus beobachtet, wie Petrus den Fang seines Lebens macht.
Bemerkenswert: „The Chosen“ ist ein reines Crowdfunding-Projekt und noch dazu die erste Serie über Jesus, die auf insgesamt 7 Staffeln ausgelegt ist.
„The Chosen“ hat mir neu gezeigt, wie grundlegend Jesus das Leben von Menschen verändert hat. Diese Serie ist ganz großes Kino. Jesus, wie er noch nie gezeigt wurde. Menschlich nah, humorvoll – und doch zutiefst göttlich.
Andreas Schmierer, Vikar, Dornstetten
Thomas Härry: Echt und stark. Kraftvoll glauben – Tiefgang finden (Edition Aufatmen), SCM R. Brockhaus 2021 (überarbeitete Neuauflage), 19,99 Euro, ISBN: 978-3-417269352
Das Buch „ECHT UND STARK“ von Thomas Härry ist sehr zu empfehlen. Denn wer will nicht, echt und stark sein? Doch wie gelingt es uns, einen tiefen und kraftvollen Glauben zu haben, der im Alltag und bei Krisen standhält?
Thomas Härry nimmt die Leserschaft mit hinein in seinen ganz persönlichen Reifeprozess. Wie er ausgebrannt war und gemeint hat, im Reich Gottes nicht mehr wirksam sein zu können und wie Gott ihn dann, in einem langen Weg wieder in eine tiefere und stabilere Beziehung zu ihm zu geführt hat. Im ersten Teil des Buches stellt er vor, dass Glaube und emotionale Reife unweigerlich zusammengehören. Manchmal gibt es im Leben unbemerkte Hindernisse und versteckte Motive, die sich auch auf das Glaubensleben auswirken. Der Autor will dazu ermutigen, sich ehrlich mit sich selbst, seiner Vergangenheit und Prägung, seinen Grenzen und Wunden auseinander zu setzen. Er leitet dabei praktische Fragen und Aufgaben für den Leser mit ein. Speziell zur Vertiefung für sich selbst oder auch für Gruppen kommt am Ende des Buches ein Anleitungskapitel. Meine Erfahrung ist, dass das Leben oft so vor sich hinplätschert und man sich nicht so häufig Gedanken darüber macht, was einen geprägt hat und welche verstecken Muster in einem schlummern. Dabei merkt man dann auch nicht, wie hinderlich diese doch sein können im Hinblick auf Beziehungen – zu Gott und unseren Mitmenschen.
Thomas Härry bringt den Leser dazu, den Blick unter die Oberfläche zu wagen und aufzuzeigen, dass es sich lohnt, ehrlich vor Gott zu sein. In seinem zweiten Teil geht es um die Säulen einer kraftvollen Spiritualität. Durch seine eigene Krisengeschichte, wie er zum Wort Gottes, der Stille und dem Gebet beispielsweise keinen Zugang mehr hatte, nimmt er die Leserschaft mit hinein in die Schritte und Übungen, was ihm geholfen hat, eine neue Perspektive auf Spiritualität zu gewinnen. Dabei schafft er es, die Geheimnisse des Glaubens ganz einfach und praktisch zu erklären, ohne theologische Tiefe zu verlieren. Der Autor nimmt den Leser authentisch mit in sein eigenes Glaubensleben hinein, und verweist doch an den wichtigen Stellen, dass Gott ganz unterschiedlich, auf unsere Persönlichkeit abgestimmt handelt.
Debora Schlumpberger, Theologiestudentin, Tübingen
Matthias Clausen: Warum ich trotzdem Christ bin. Ehrlich zweifeln, gerne glauben, Brunnen Verlag 2021, 9 Euro, ISBN: 978-3-7655-4371-5
Kennen Sie einen guten Apologeten? Wenn Sie jetzt peinlich berührt oder verärgert sind, ob dieses aufdringlichen, noch nie gehörten Fremdworts, dann kann ich Sie zumindest in zweifacher Hinsicht beruhigen: 1. Dass Sie dieses Wort nicht kennen, deutet viel weniger auf eine Bildungslücke Ihrerseits hin als auf das Problem, dass es von diesen „Apologeten“ heute leider zu wenige gibt bzw. ihre Arbeit kaum beachtet wird. Matthias Clausen, theologischer Dozent aus Marburg, gehört zu dieser Spezies – so viel sei gleich verraten. 2. Sein Buch betreibt „Apologetik“ im besten Wortsinn, aber eben ganz ohne hochgestochene Theologensprache, eitle Fremdwörter oder überfliegende Gedankenspiele.
Ein Apologet ist Clausen ganz einfach deshalb, weil er sich die ebenso naheliegende wie schwierige Aufgabe vornimmt, den Glauben zu begründen und zu verteidigen – und zwar für Menschen, die sich nicht als Christen verstehen, sich mit dem Glauben schwertun oder auf der Suche sind. Dazu hat er sich mit einigen grundlegenden Fragen und Problemen des Lebens und Glaubens beschäftigt und bietet behutsam und ohne faule Vereinfachungen seine Antworten in sieben Kapiteln an: Es geht um den Sinn des Lebens und den Wert, den es mit Gott erhält, um stichhaltige Gründe für moralische Vorstellungen, um die Probleme des naturwissenschaftlichen Atheismus à la Hawking. Clausen nennt historische Belege für die Berichte über Jesus und zeigt, wie man als Christ mit dem Klimawandel umgeht. Auch vor dem Theodizee-Problem (schon wieder mein Fehler, das Fremdwort), also der Frage nach Gott und dem Leid in der Welt, drückt er sich nicht, sondern versucht sich an ehrlichen und tragfähigen Verständniswegen. Und er nimmt den Jesus vor der Fragwürdigkeit seiner Anhänger in Schutz, die ja das Christentum zum Teil wenig attraktiv erscheinen lassen, und doch gerade so auf den verweisen, den wir und unsere Welt so dringend brauchen.
Dieses Buch sollten Sie also vor allem kaufen, um es zu verschenken an aufgeschlossene und klardenkende Zeitgenossen, die tiefer bohren und die Sache mit Gott erstmal in Ruhe prüfen und überdenken wollen. Natürlich können Sie es als Christin oder Christ auch vorher selber lesen. Im Leben mit Gott sind ja nicht einfach alle Fragen geklärt. Und außerdem wird es in unserer Zeit und Gesellschaft immer wichtiger, als glaubender Mensch selbst auch Apologet zu werden, also fit für das Gespräch mit kritischen und kirchendistanzierten Mitmenschen. Was Clausen diesen zu sagen hat, ist jetzt nicht weltumstürzend anders als andere Gedanken vor ihm und auch nicht die bahnbrechende Lösung aller Probleme und Lebensfragen. Aber Clausens Buch ist eine glaubwürdige Möglichkeit, ins Gespräch mit „Ungläubigen“ zu kommen, und es ist vor allem eben ganz aktuell für unsere Zeit und verständlich für viele geschrieben.
Michael Klein, Theologiestudent und Landessynodaler, Plochingen
Christoph Zehendner: Jeder verdient eine zweite Chance. Hoffnungsträger-Geschichten aus dem Seehaus und dem Rest der Welt, Brunnen Verlag 2. Auflage 2021, 15 Euro, ISBN: 978-3-7655-0757-1
Der Journalist und Autor Christoph Zehendner hat mit „Jeder verdient eine zweite Chance“ ein mitreißendes Buch über das Seehaus in Leonberg und die Hoffnungsträger Stiftung rund um ihren Gründer Tobias Merkle geschrieben.
In packenden Porträts und Begebenheiten aus Deutschland und Kolumbien stellt er Lebensschicksale vor, die unter die Haut gehen. Dabei schildert er einfühlsam, wie Menschen mit Gottes Hilfe aus Gewalt und kriminellem Elend herausfanden. Die Berichte lesen sich spannend wie Krimis. Sie ermutigen, Gott zu vertrauen, dass er Menschen heil macht, auch dann, wenn es noch kein Happy End gibt. Christoph Zehendner zeigt auf, wie Jugendliche aus Elendsviertel oder kaputten Familien eine Zukunft erhalten. Verurteilte Verbrecher, die unter unvorstellbaren Bedingungen in Kolumbien inhaftiert sind, erleben Frieden, Versöhnung und Neuanfang. Und traumatisierte Frauen können wieder neue Hoffnung und Heilung erfahren.
Zehendner würdigt dabei die Arbeit derer, die sich für straffällig gewordene Jugendliche engagieren und ihnen helfen, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Dabei wird faszinierend deutlich, wie der christliche Glaube Versöhnung zwischen Opfern und Tätern ermöglichen kann. Auch der Unternehmer, Pädagoge und Visionär Tobias Merkle wird als Gründer und Mensch nahegebracht. Ein absolut lesenswertes Buch darüber, dass Gott das Leben jedes Einzelne zum Guten wenden kann, egal, wie viel Dreck am Stecken jemand hat, wie kriminell und böse seine Vergangenheit war. Was für eine Botschaft!
Claudius Schillinger, Redaktionsmitglied „Lebendige Gemeinde“, Calw