Arndt Schnepper: Spurgeon neu entdeckt. 111 Tipps zum Predigen für heute, SCM R. Brockhaus, 14,99 Euro.

Der zu Lebzeiten berühmt-berüchtigte britische Prediger Charles Haddon Spurgeon (1834-1892) hat noch immer keine gebührende Aufmerksamkeit in der deutschen Kirchenlandschaft. Seine Werke stehen höchstens in den Bücherregalen eingefleischter Pietisten, wo sie vermutlich vor allem Staub auffangen. Schon der Theologieprofessor Helmut Thielicke (1908-1986) hat versucht, das zu ändern. Immerhin hatte er mit dem Baptisten gemeinsam, dass er große Menschenmengen aus allen Gesellschaftsschichten anzog durch seine Predigten in der Stuttgarter Stiftskirche und dem Hamburger Michel, wie jener damals im Londoner Metropolitan Tabernacle. Jetzt bemüht sich um das gleiche Anliegen der Theologe Arndt Schnepper, Leiter des Praxisinstituts Evangelisation in Witten. Sein neues Buch stellt eine bunte Sammlung von Spurgeon-Zitaten mit prägnanten Erklärungen auf jeweils einer Seite dar. Es bietet eine schöne Möglichkeit, sich dieser Persönlichkeit zu nähern und anregende Impulse für die Predigtpraxis zu gewinnen.
Dabei ist die Zugangsschwelle sehr niedrig; diese „Häppchen“ lesen sich wie von selbst. Ein kleines Beispiel: „35. Wenn wir Bücherwürmer werden, freut sich die alte Schlange“ – Spurgeons Sprache ist von (manchmal bissigem) Witz und kreativen Bildern gefüllt, sodass man sofort neugierig wird, was er damit meint. Schnepper führt es gut verständlich und knapp aus, erzählt Hintergründe aus dem Leben Spurgeons und schließt jeden Abschnitt mit dem englischen Originalzitat ab.
Das Beispiel deutet auch schon an: Dieser missionarisch zupackende Starredner hält manche (positive) Provokation für die Predigtkultur insbesondere der Landeskirche bereit. Aber es lohnt sich, seine Empfehlungen zu hören, die sich aus reicher Erfahrung speisen. Besonders wohltuend finde ich seine inhaltliche Konzentration auf die Kernbotschaft des Evangeliums, den ganzheitlichen Ansatz im Zusammenhang des Lebens der predigenden Person und den Blick für Natürlichkeit und die Rolle der Emotionen.
Wer gezielt von Spurgeon für die Predigt lernen will, dem fehlt in diesem Büchlein die Möglichkeit, nach Inhalten und Themen gezielt zu suchen. Die „111 Tipps“ sind zufällig angeordnet. Sie geben nur allgemeine Impulse, wollen zum Denken anregen und Lust machen auf mehr. Wenn aber das gelingt, hat Schnepper sein Ziel erreicht und Spurgeon wird ein Stückchen interessanter, wie er es verdient. Bei mir hat es funktioniert…
Michael Klein, Theologiestudent und Landessynodaler, Plochingen


Björn Büchert; Katharina Haubold; Florian Karcher (Hg.): TheoLab: Theologie für Nichttheologen. Jesus. Himmel. Mission, etw buch+musik, 12,95 Euro.

 Nach dem Auftakt im Herbst 2020 geht die TheoLab-Reihe in die nächste Runde. Der zweite Band dreht sich um Jesus, den Himmel und die Mission. Kennzeichen der Reihe ist es, theologische Zusammenhänge allgemeinverständlich für die Jugendarbeit zu erklären und eigene Suchbewegungen zu unterstützen.
Besonders angesprochen hat mich der einführende Text zum Thema „Mission – müssen wir das wirklich machen?“ von Dr. Felix Eiffler (Greifswald). Denn diese Frage brennt vielen jungen Christen auf den Nägeln. Aktiv vom Glauben erzählen oder nur, wenn ich danach gefragt werde?
TheoLab ist ein Gemeinschaftsprojekt – und das gilt sowohl für die Vielzahl der Autoren und der Herausgeber (ejw, CVJM Württemberg und CVJM-Hochschule), als auch für alle Leser: Zum Konzept gehören neben einzelnen Impulstexten auch Sketchnotes von Miriam Tölgyesi und das Angebot von „TheoLab Circles“, die sich digital oder in echt als Lesezirkel treffen und austauschen können.
Als Theologe schaue ich natürlich genau hin: Und zugegeben: Eine elementarisierende Darstellung ist oft gar nicht so einfach. Beim Thema Jesus ist mir das mehrfach so gegangen: Etwa bei der Frage „Jesus – Mensch oder Gott?“: Da fehlte mir etwas die Detailtiefe, die Frage nach der Jungfrauengeburt und eine ausführliche Würdigung des biblischen Befundes. Ebenso bei der Gewichtung der Position zum Thema Auferstehung. Dass „einige“ an einer physischen Auferstehung festhalten, andere wiederum nicht, ist mir für den Sachverhalt zu unterkomplex. Auch die Frage, ob Menschen in den Himmel oder jener auf die Erde kommt erscheint provokativ, wenn man an Jesu Äußerung in Joh 14,2 denkt: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?“
Fazit: Ein kluges Konzept, das zum eigenen Forschen und Entdecken einlädt, hilfreiche Tipps und Impulse gibt – und durchaus auch (theologischen) Widerspruch provoziert.
Vikar Andreas Schmierer, Dornstetten