Lesenswertes für die Passions- und Osterzeit

Julia Scheerle, Debora Schlumpberger und Andreas Schmierer haben lesenswerte Buchtitel für das Osternest gefunden. Hier sind ihre Buchbesprechungen:

Ulrich Eggers (Hg.): Wach! Aufmerksam werden für den verborgenen Gott. Ein Lesebuch zu 25 Jahren „Aufatmen“ [Edition Aufatmen], SCM R. Brockhaus 2021, ISBN: 978-3-417-26972-7, 19,99 Euro.
Ist Gott nah oder fern? Zugewandt oder verborgen? Oder beides zugleich? „Unsere Herausforderung ist es, aufmerksam zu werden für den verborgenen Gott. Still zu werden, damit wir ihn hören können“, schreibt Ulrich Eggers im Vorwort.
Der AUFATMEN-Redaktionsleiter sowie Verleger und Geschäftsführer der SCM Verlagsgruppe hat zum 25. Geburtstag der Zeitschrift AUFATMEN neben einem Beitrag von seiner Frau ebenso viel bekannte Autoren des Magazins versammelt, die aus ihren Alltags-Gott-Begegnungen berichten. Mal laut, mal leise, mal drängend, mal sanft – Gott zeigt sich im Leben der Autoren oft auf überraschende und doch wieder vertraute Weise. Wer sich Zeit nimmt, den einzelnen Erlebnissen nachzuspüren, der wird staunen, wenn Martin Schleske die Herstellung einer Geige beschreibt oder auch nachdenklich werden, wenn Peter Strauch über die Herausforderungen in „frommen Gemeinden“ spricht.
Mit „Wach!“ geht es mir wie mit der AUFATMEN-Zeitschrift: Die Zeit ist beim Lesen schneller verflogen als gedacht und ich gehe mit viel geistlichem Input wieder in den Alltag. Denn wer aufatmet, muss den Alltag auch wieder einatmen…
Fazit: „Wach!“ ist ein geistlich-literarisch, bunter Geburtstagsblumenstrauß der AUFATMEN-Autoren für alle, die dem manchmal verborgen wirkenden Gott in ihrem Leben auf die Spur kommen wollen. Ermutigend, ehrlich und einladend!
Andreas Schmierer, Vikar

Rachael Denhollander „Wie ich das Schweigen brach. Eine junge Frau kämpft für Gerechtigkeit, SCM Hänssler 2021, 480 Seiten, ISBN:  978-3-7751-6047-6, 22,99 Euro.
„Die Leute haben keine Ahnung, was es ein Opfer kostet, einen Missbrauchstäter zu stoppen“, so Rachael Denhollander in ihrem Buch. Und das hatte ich wirklich nicht, bis ich dieses Buch gelesen habe! Das Thema sexueller Missbrauch ist absolut nicht salonfähig und doch betrifft es so viele Frauen – und das Schlimmste daran ist, wie damit auf rechtlicher Ebene umgegangen wird. Genau das beschreibt Rachael Denhollander in ihrer Autobiografie. Sie wurde als Kind in ihrer Gemeinde und später als Jugendliche in ihrer Zeit als Turnerin von dem renommierten Olympia-Arzt Larry Nassar sexuell missbraucht. Mutig stellt sie sich ihrem Peiniger und ergreift die Chance gehört zu werden. Es ist alles andere als einfach, sich den seelischen Verletzungen zu stellen und dabei einen Prozess gegen diesen Mann zu führen. Wäre Rachael keine Kämpferin, würde noch heute Larry Nassar sicher in seinem Job und von der Community der USA Gymnastics umgeben sein. Doch mit ihrem Mut, in die Öffentlichkeit zu gehen, verschaffte sie über zweihundertfünfzig Frauen eine Stimme, die ebenfalls von Larry Nassar sexuell missbraucht wurden und stellt dabei die Frage, wie viel ein kleines Mädchen wert ist. Denn ein Opfer erleidet traurigerweise meist mehr Anfeindung und wird zum Schweigen gebracht, als dass es Unterstützung erfährt.
Dieses Buch hat mir die Augen dafür geöffnet, in was für einer verdrehten Welt wir leben: Statt, dass für Opfer eingestanden wird und sie Gerechtigkeit widerfahren, werden Amtsträger geschützt und Unrecht unter den Teppich gekehrt. Rachael hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Thema sexuelle Gewalt in der Gesellschaft anzusprechen und sich für Veränderungen einzusetzen. Dafür gebührt ihr mein größter Respekt!
Debora Schlumpberger, Theologiestudentin

Emerson Eggerichs: Gottes Willen für dein Leben. Wie Gott dein Leben lenkt und dir Freiheit gibt, es zu gestalten. Gerth Medien 2021, 978-3-95734-614-8, 17 Euro.
Eine spannende Frage, die Emerson Eggerichs, der viel von der erfolgreichen Ratgeber-Reihe „Liebe & Respekt“ bekannt sein dürfte, hier aufwirft! Die Frage nach dem Willen Gottes unterscheidet er zunächst ganz klassisch in den allgemeinen Willen Gottes für jeden Menschen und diese Welt sowie den speziellen Willen Gottes für uns in einer bestimmten Situation.
Bei diesem Thema kann man bekanntlich von beiden Seiten vom Pferd fallen: Entweder aus dem Bett morgens gar nicht mehr aufstehen, weil ich nicht weiß, ob das Gottes Wille ist – oder meinen Verstand bestimmt allein, weil ich ja Christ bin und deshalb automatisch Gott in mir wirkt und ich deshalb gar nicht mehr nach seinem Willen frage.
Keine der beiden Extrempositionen vertritt Emerson Eggerichs. Vielmehr zeigt er biblische Leitlinien zur Entscheidungsfindung auf, wenn der Wille Gottes in einer speziellen Situation eben nicht wie ein Telegramm vom Himmel fällt und es mehrere Optionen gibt. Dass Gott auch auf wundersame und teils spektakuläre Weise in das Leben von Menschen eingreift, stellt Eggerichs zugleich nicht in Abrede.
Was mich total anspricht: Für den Autor wird die Frage nach dem konkreten Willen Gottes erst relevant, wenn wir das, was in der Bibel offensichtlich und allgemeingültig ist, schon mal umsetzen: an Jesus Christus glauben, moralisch integer leben, dankbar und barmherzig sein.
Fazit: Ein wertvolles Buch, das zu einem mündigen Glauben leitet, der nicht jede Entscheidung vorgekaut bekommt und dennoch den Blick zuerst auf Gott und seinen Willen richtet.
Andreas Schmierer, Vikar

Elena Schulte: In die Weite glauben. Kämpfe, die sich lohnen. Kraft, die dich trägt. Abenteuer, die gefeiert werden wollen, SCM Verlag, ISBN:  978-3-417-26959-8, 18,99 Euro.
Mit ihrem neuen Buch „In die Weite leben“ nimmt Elena Schulte ihre Leserinnen mit auf eine Reise in ihr eigenes Lebensland. Sie erzählt von eigenen Sehnsüchten, Kämpfen und Abenteuern, die auf uns in einem Leben mit Jesus warten. Oft hat man das Gefühl, direkt neben Elena zu stehen und mit ihr die Stille eines anbrechenden Tages zu beobachten oder mitten in ihrem Alltagschaos live dabei zu sein.
Immer wieder legt sie verschiedene Bibeltexte aus und erzählt von Gottes Geschichte mit uns Menschen. Sie lädt zum Nachdenken und Träumen ein und gibt praktische Tipps, wie wir auf Gottes Verheißungen trauen können. Ihr ist es ein Herzensanliegen, dass wir in Gottes Gegenwart leben und durch die Begegnung mit ihm verändert werden. Sie zeigt auf, wie der Feind in unserem Leben viele Lügen einpflanzt und wie wir gemeinsam mit Jesus dieses entlarven und ausreisen können. Dabei behält sie stets realistisch im Blick, dass wir in unserem Leben immer wieder vor großen Herausforderungen stehen und manches sich auch nicht auf Knopfdruck verändert. Mit einem Zitat von Hans-Peter Royer zeigt sie Gottes Güte in den größeren Stürmen unseres Lebens auf: „Manchmal beruhigt Gott den Sturm, aber manchmal lässt Gott den Sturm wüten und beruhigt sein Kind.“
Elena erzählt authentisch, tröstlich und mit großer Begeisterung. Das steckt an und fordert mich heraus, wieder neu auf Gottes Wege einzulassen und mit ihm mein Lebensland zu gestalten. Ein tolles Buch, dass gerade in der stilleren Zeit des Jahres bereichert und große Freude an einem Leben mit Jesus weckt.
Julia Scheerle, Theologiestudentin

Assaf Zeevi. Lass das Land erzählen. Eine Reise durch das biblische Israel, SCM Hänssler 2021, ISBN: 978-3-7751-6075-9, 19,99 Euro.
Assaf Zeevi ist Israeli und jüdischer Reiseführer im Heiligen Land. Er ist zutiefst überzeugt: „Die Wahrheit der Bibel ist in ihrem Land verwurzelt, so wie ein Baum in der Erde.“ Mit seinem Buch „Lass das Land erzählen“ tritt der Autor den Beweis dazu an: Chronologisch beginnt er bei Abraham in Haran, geht den Weg mit Mose und den Israeliten durch den Wüsten und mit den Kundschaftern ins gelobte Land voll Milch und Honig. Untergang, Exil und Stadtmauernbau – kein wichtiges Ereignis der Geschichte wird ausgelassen.  Sie werden mit zahlreichen Info-Kästen und passenden Bildern untermalt.
Im letzten Drittel des Buches beschäftigt sich der Autor mit Jesus im Neuen Testament und zeigt durch seine Querverbindungen, wie deutlich Gott im Land Israel seine Geschichte schreibt. Für mich ist das Buch ein Augenöffner, der mir eine geographisch-jüdische Brille leiht, die mir zu neuen Einsichten in die große Geschichte Gottes mit seinen Menschen verhilft.
Von Abraham bis Jesus in 288 Seiten – das ist eine Herausforderung. Mit wenigen Ausnahmen, an denen ich den Fokus der Erzählkamera gerne näherhergeholt hätte, ist dies dem Reiseleiter jedoch gut gelungen.
Wer das Land der Bibel – und damit auch die biblischen Geschichten – besser kennenlernen will, wird mit dem Buch von Reiseleiter Assaf Zeevi viel Freude haben!
Andreas Schmierer, Vikar