Verehrte Präsidentin, hohe Synode,

vor mir steht das Bild des wandernden Gottesvolkes. Ein Volk, das in Zelten lebt und weiterzieht.

Wir wandern als Gottesvolk durch die Zeit, und mir gefällt an diesem Bild die Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit von Zelten. Zelte sind praktisch, lassen sich ausbauen, anbauen, versetzen, erneuern.

Die Lebendige Gemeinde ist allen treuen Kirchensteuerzahlern sehr dankbar, die uns ermöglichen, mit einer guten Finanzausstattung gestalterischen Spielraum und eine gewisse Freiheit zu haben.

Dabei ist es uns wichtig Kernaufgaben zu identifizieren und Schwerpunktsetzungen vorzunehmen.

Ich gehe auf vier Bereiche ein:

  1. Struktur
  2. Gemeinden haben Vorfahrt!
  3. Vom Auftrag her denken
  4. Ehrenamt

1. Struktur

Als Lebendige Gemeinde stehen wir hinter all dem, was das Gerüst, den Rahmen unseres großen Zeltes stärkt.

Uns leitet die Überzeugung, dass Strukturen und Formen der Verwaltung, dem Inhalt – also dem Auftrag der Kirche – folgend sind!

Dazu dienen:

  • Die Versorgung der Pfarrer und Kirchenbeamte, weil wir in guten Zeiten vorsorgen.
  • 6 Mio. in je vier Jahren – für denkmalgeschütze Kirchen. Dies kommt besonders vielen kleineren Gemeinden mit ihren mittelalterlichen Kirchen zugute.
  • Projekte Strukturen 24plus und dem Start der drei Piloten. Letztlich geht es dabei auch darum das Pfarramt zu entlasten.
  • Im Grunde dient auch das Gebäude des Oberkirchenrates. Es ist unbestritten, dass dieses in die Jahre gekommene Gebäude renoviert werden muss. Weil die Prüfung von Alternativen den Neubau als Lösung ergab – tragen wir das mit.
    Allerdings – wir bei der Lebendigen Gemeinde sind Schwaben und sehr daran interessiert, dass nicht unnötig Geld ausgegeben wird. Zu prüfen, was Luxus ist, was aber auch einer zeitgemäßen, beisielsweise klimaneutralen Bauweise und modernem Arbeiten entspricht – darin sehen wir unsere Aufgabe. Dass ein nach außen sichtbares Zeichen in Form einer Kapelle zeigen soll, dass es beim Gebäude um ein kirchliches geht, halten wir für sehr richtig.
    Kurz gesagt: wir begleiten äußerst kritisch.
  • Die Stärkung der Kindergartenarbeit mit 2,2 Mio. begrüßen wir als wichtigen Baustein für religiöse Bildung von Anfang an.

Lassen Sie mich eine Anmerkung aus gegebenem Anlass machen: Wir halten nichts von der Auflösung der Rücklagen! 

Doch wir regen an, für mehr Transparenz zu sorgen und einen Überblick über die Rücklagen zu geben – auf landeskirchlicher und kirchengemeindlicher Seite – und diesen der Synode darzustellen, damit Soll- und Iststände bekannt sind.

 

2. Gemeinden haben Vorfahrt!

Ein kleiner Beitrag dazu ist, den Verteilbetrag an die Kirchengemeinden von den vorgesehenen
3 % auf 4 % zu erhöhen.

Das unterstreicht unsere Überzeugung, die Freiheit und Selbstständigkeit der Gemeinden zu unterstützen, weil die Gemeinden vor Ort selbst am besten wissen, wofür Geld einzusetzen ist. Geld für Spielraum in den großen Herausforderungen in Zeiten von Pfarrplänen, Immobilienkonzepte und vieles mehr sind gefordert. Dazu sind einige Prozesse anzustoßen, die ihrerseits Geld kosten und Handlungsspielraum erfordern.

Dazu dienen und werden von uns unterstützt:

  • Mittel zur Strukturanpassung, die an die Gemeinden weitergegeben werden. Was unbedingt geprüft werden muss: ob in manchen Kirchenbezirken die zulässige Höhe der Verwahrgelder beim Kirchenbezirk überschritten wird. Denn es ist Geld der Kirchengemeinden, das nach unserer Auffassung verteilt werden muss.
  • Gemeindeberatung und SPI-Beratung zu Strukturen, Pfarrdienst, Immobilien.
  • Werbung fürs Pfarramt und weitere Zugänge zum Pfarramt schaffen.
  • Projekt Perspektive entwickeln.
  • Neue Aufbrüche sind eine Zelterweiterung, die mehr Kontaktfläche für Menschen bietet. Modelle mit Parochie plus ermöglichen, zeitgemäße Formen von Gemeinde zu leben und Evangelium zeitgemäß weiterzusagen. Deshalb haben wir uns für eine Zuweisung an die Kirchengemeinden im letzten Jahr für „Neue Aufbrüche“ eingesetzt. Geld, das beim Kirchenbezirk liegt und abgerufen werden kann.

 

3. Vom Auftrag her denken

Ich habe im Vorfeld Menschen gefragt, was sie denn von Kirche erwarten? Deutlich wurde: sie suchen Kontakt und ehrliche, lebensrelevante Antworten. Eine Sehnsucht nach dem Unverfügbarem, nach dem, was man sich nicht selbst sagen kann, wurde genannt.

Eine Frau erzählte mir, dass sie für ihren anstrengenden Alltag in ihrer Chigong-Gruppe Gleichgesinnte, Verständnis und Erfrischung findet. Aber eigentlich, sagte sie, würde sie die dort erlebte Gemeinschaft, das Zur-Ruhe-kommen, das Spirituelle von der Kirche erwarten.

Es wird deutlich: Kirche soll vom Eigentlichen reden. Wie können wir vom Auftrag her denken? Vom Auftrag, allen Menschen das befreiende Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Heute diese Mission – missionarisch Kirche sein – zu leben, dazu soll das Projekt Zentrum Mission in der Region Impulse geben. Darüber sprachen wir gestern.

Neu zu denken ist, wie heute lebenserneuerndes Zeugnis gegeben wird, wie lebensrelevante Formen von Gemeinschaft sind. Dabei Pfarrerinnen und Pfarrer, Ehrenamtliche und Gemeinden zu unterstützen – dafür dient dieses Projekt.

Wichtigstes Ziel  ist es, Menschen in der Region, im Quartier, aus verschiedenen Milieus, verschiedenen Alters, Alleinlebende, Teenies, gestresste Manager oder Menschen am Rand der Gesellschaft Resonanzraum zu sein und vom Unverfügbarem zu reden. Andockstellen und Heimat sein, damit viele zu eigenem Glauben kommen.

Dies ist ein wunderbarer Zeltanbau, der frischen Wind ins Zelt lässt.

Ich möchte das Augenmerk auf einige uns besonders wichtigen Punkte lenken, die der Ausbreitung des Evangeliums in Wort und Tat dienen.

  • Jugendarbeit – in der ganzen Breite des Jugendwerks. In der Jugendarbeit leben wir Beteiligung und Selbstorganisation. Damit ist Jugendarbeit Bildungsarbeit und Demokratiebildung.
  • Familienarbeit
  • Geld für die evangelische Schule in Michelbach
  • Kirchenmusik und kirchliche Popausbildung
  • Alle Aktionen, die unterstützen, dass die Bibel gelesen wird.
  • Religionsunterricht und Konfiarbeit 3 und 8
  • Mit Glaubensinhalten sichtbar sein im digitalen Raum – Cantico, Konfi-App
  • Auch die Autobahnkirche im Sindelfinger Wald gehört als sichtbares Zeichen unseres Glaubens dazu.
  • Missionsprojekte
  • Aus christlicher Verantwortung in der Flüchtlingsarbeit zu helfen und die Hälfte des Geldes in die Herkunftsländer zu geben, ist ein uns ein wichtiges Anliegen.

 4. Ehrenamt

Wir sind erfreut, über die Schaffung der 50%-Stelle zur Ausbildung von ehrenamtlichen Andachtsleiterinnen und Andachtsleiter, um Gottesdienste mit wenigen Menschen feiern zu können.

Unterstützung der Tagungen kirchenleitender Gremien – gerade zu Beginn einer neuen Legislatur -, um Kirche geistlich zu leiten. Dies ist sehr wertvoll für die Ehrenamtlichen.

Ausblick

Und doch sehen wir gerade beim Ehrenamt eine bleibende Aufgabe für die nächste Synode:

Ehrenamt ist in den Mittelpunkt zu stellen. Es sollte mehr für deren Motivation und Förderung getan und wenigstens einmal in 6 Jahren ein Ehrenamtskongress als motivierendes und verbindendes Format durchgeführt werden.

Weitere Themen, die wir für die nächste Synode wichtig finden, sind:

  • nach außen sichtbar zu werden;
  • Beauftragter für Religionsfreiheit.

Obwohl wir uns mit dem Zeltgestänge manchmal plagen, beim Anbauen und neu bauen, sollten wir uns trauen, auch einmal etwas abzubauen und vor allem dafür sorgen, als Kirche ein von Gottes Licht durchflutetes Zelt zu sein.