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Voller Angst stand ich in der Küche und spülte Geschirr. Dass ich „Theologie“ studieren wollte, war nicht auf das Wohlgefallen meines Vaters gestoßen. Äußerst energisch hatte er seine Meinung kundgetan. Ein Lied kam mir in den Sinn: „Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und freudig seist. Darum fürchte dich nicht, ich bin dein Gott.“ (Jesusbruderschaft). Ich summte es wieder und wieder.
Damals war es mir unwichtig, woher die Bibelstelle kam. Ich wusste nicht, dass der Bibelvers aus dem Buch Josua stammt. Von seinem Kontext war mir nicht viel vertraut, aber dass in der Nähe des lebendigen Gottes neuer Mut zu finden ist, war für mich entscheidend.
Auch nach Theologiestudium und etlichen Jahren in Verkündigungs- und Bildungsarbeit ist das für mich weiterhin der rote Faden der biblischen Schriften: Gott spricht sein großes „Ja“ über seine Menschenkinder. Er gibt den Kreaturen Würde. Seine Zusage „Fürchte dich nicht!“ gilt jedem Menschen auf Erden.
Reich beschenkt
In der Bibel fließt die Quelle des Lebens. Bibelstudium, Fragen und Forschen lohnen sich. Je genauer ich hinschaue, desto reicher werde ich beschenkt. Als Theologin habe ich das Vorrecht, das Alte und Neue Testament in den Ursprachen zu lesen. Wörterbücher und Konkordanzen bereichern das Bibelstudium. Bibellexika, auch online, sind spannende Lektüre. Wie haben die Menschen im alten Israel gelebt? Was waren die Sorgen und Hoffnungen der Zeitgenossen Jesu? Aus welchem Anlass schrieb etwa der Apostel Paulus seine Briefe? Auch wer des Hebräischen und Griechischen nicht mächtig ist, kann sich mittels verschiedener Übersetzungen einen guten Überblick verschaffen und seine Bibelkunde mehren. Das lohnt sich. Dadurch bleibt das Lesen in der Bibel spannend.
Reiche Auswahl an Übersetzungen
Daher empfehle ich gerne, sich mehrere Bibelübersetzungen zuzulegen. Mittels der App der Deutschen Bibelgesellschaft ist das sogar kostenlos möglich. Jede Übersetzung atmet den Geist ihrer Zeit. Noch heute ist uns die Übersetzung Martin Luthers lieb und vertraut, da sie die deutsche Sprache insgesamt geprägt hat. In viele Redensarten und Sprichwörter ist die Sprachkraft Martin Luthers eingeflossen. Wer sich mehr auf die Spur der Urtexte machen möchte, wird daher eine Übersetzung wählen, die den Grundtext möglichst genau wiedergibt (zum Beispiel die Zürcher Bibel). Bald wird auch das neueste Übersetzungsprojekt der Deutschen Bibelgesellschaft, die BasisBibel, ihren Abschluss finden, sodass eine crossmedial nutzbare, nahe am Grundtext bleibende und dennoch modernes, lesbares Deutsch bietende Übersetzung ins Angebot kommt.
Die Arbeit am Text und das Leben mit dem Bibelwort lohnt sich.
Zuverlässig und nachvollziehbar
Dass der lebendige Gott sich in dieses Wort der Bibel hineinbegeben hat, lässt sich auch heute noch erfahren. Die biblische Überlieferung ist zuverlässig und nachvollziehbar. Die Arbeit am Text und das Leben mit dem Bibelwort lohnt sich. Wer das Evangelium von Jesus Christus hört, kann die Botschaft von der Liebe Gottes nachvollziehen. Dazu braucht keiner einen Hochschulabschluss. Aber damit ein Mensch Vertrauen in die Beziehung zum Dreieinen Gott setzt, braucht es die Fürsorge, Gastfreundschaft und Zuneigung anderer Menschen. Ohne erlebte Liebe ist es schwer, an einen liebenden Gott zu glauben.
Dankbar sehe ich im Rückblick, wie viele Menschen mir den Weg geebnet haben, die Bibel zu entdecken. Aus dieser Kraftquelle lebe ich Tag um Tag. Und auch die Sache mit meinem Vater beruhigte sich. Er sprach schließlich anerkennend über seine Tochter als Theologin. Über das „bibliorama – das bibelmuseum stuttgart“ hätte er sich als Künstler und Innenarchitekt von Herzen gefreut.
Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz ist Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft und Direktorin des „bibliorama – das bibelmuseum stuttgart“. Sie ist seit 2007 in der Landessynode und zur Zeit Vorsitzende des Ausschuss für Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit
Dieser Text stammt aus dem Magazin „Kirchenwahl 2019 – Was uns bewegt“. Kostenlose Bestell- und Downloadmöglichkeit finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
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Was uns bewegt
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