S i n s h e i m (tv). Als Maria weinend vor dem Kreuz zusammenbricht, haben auch die Zuschauer des Frühlingsmissionsfestes der DMG in Sinsheim Tränen in den Augen. Sie fiebern mit, wie die Mutter von Jesus, als Jugendliche noch eher naiv, zum Engel ja sagt und von Gott ihr Baby empfängt. Wie keiner ihr glaubt, nicht mal ihr Verlobter. Marias Freude, ihr Leid und viele Wunder von Jesus rücken dem Publikum erstaunlich nahe in der Schauspielpredigt von Theatertheologin Birte Papenhausen (WEC, Eppstein). Virtuos erzählt sie den 1.000 Gästen der DMG das Leben von Jesus aus der Sicht seiner Mutter. Ihr Solo-Theaterstück im Festgottesdienst am 19. Mai trifft mitten ins Herz. Das Fazit der alternden Maria nach einem erfüllten Leben voller Überraschung, Enttäuschung und Wunder – alles andere als naiv: „Wenn Gott dich um etwas bittet: sag ja!“
Verkündigung anders!
DMG-Missionsdirektor Günther Beck erklärte, wie wichtig eine ganzheitliche Verkündigung der biblischen Botschaft ist, die wie das Schaustück von Birte Papenhausen auch in die Gefühle und Lebenswelt der Zuschauer hineinspricht und Glaube emotional, bildhaft für die rechte Gehirnhälfte vermittelt, nicht nur für die Ratio. Die Gesellschaft verändere sich radikal; weg vom Lesen, hin zum Beobachten und Miterleben. Es sei wichtig, dass in Kirchen und Gemeinden anders gelebt und gepredigt werde, um auf diese Veränderung einzugehen. „Wir müssen mehr aufs Erlebnis bauen, mehr Gemeinschaft haben, essen, spielen, Zeit haben und miteinander verbringen und dabei mitten im Alltag Jesus predigen – mit Leben und Worten“, sagte er beim Frühlingsmissionsfest. Gottesdienst und Predigt geschehe die ganze Woche über, nicht nur von vorne am Sonntagmorgen. Wir müssen lernen, Menschen, die das Lesen nicht gewohnt sind, für Jesus zu begeistern.
Die Bibel anwenden
Warum diese veränderte Form der Verkündigung so wichtig ist, erklärte auch Birte Papenhausen am Rande der Veranstaltung: „Zwei Drittel der Weltbevölkerung mag lieber die bildliche alltagsbezogene Predigt.“ In der Mongolei, ihrem früheren Einsatzland als Missionarin, könne kaum jemand etwas mit einer akademischen Dreipunktepredigt anfangen. Es brauche lebendige Botschaften, die mit hineinnehmen in die Freuden und Nöte biblischer Personen. „Die Bibel leistet das, wir müssen sie nur anwenden.“ Die Theatertheologin forderte eine radikale Wende in der biblisch-theologischen Ausbildung: „Neben dem Akademischen müssen junge Theologen lernen, wie sie der Botschaft mit Interaktion, Schauspiel und viel Herz einen Kontext geben. Wir müssen wie Jesus mit Gleichnissen, Biografien und Alltagsgegenständen untermalen.“ Das belebe Gottesdienste und Gemeinden: „Auf diese Weise erreichen wir wieder die Unter- und Untere Mittelschicht, an der wir jahrelang vorbeigepredigt haben.“
Wenn Gott dich ruft, sag ja!
Das Thema des Frühlingsmissionsfestes – „Sag ja!“ – erinnerte an die vielen Aufforderungen von Gott, hinzugehen und die Welt zu verändern. Wie er Menschen wie Noah, Abraham, Mose und Jona angesprochen hat und diese ein Ja zu seinem Auftrag fanden. Wie Christen heute ihr Ja für den Auftrag Gottes finden, kam eindrucksvoll durch die neuen Missionare zum Ausdruck: Sebastian und Fabiana Braun wollen in ein Plattenbauviertel in Mecklenburg-Vorpommern ziehen, wo es nur noch eine verschwindend kleine Minderheit gläubiger Christen gibt, um mit Streetwork zu helfen und zu Jesus einzuladen. Erzieherin Christine Seifert zieht in ein Slumgebiet der thailändischen Millionenstadt Bangkok, wo sie für Kinder da sein wird. Paulus und Gabi Hieber wollen durch Videokurse Christen in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit ausbilden, über moderne Medien ihren Glauben weiterzugeben. 2019/20 hat die DMG 30 neue Missionare, die das erste Mal ihr Ja zu einer Aufgabe in einer anderen Kultur sagen.
Ja sagen lohnt sich
Dass es auch einer langjährigen Mitarbeiterin nicht immer leicht fällt, an ihrem Ja zu Gott für die Arbeit in einer anderen Kultur festzuhalten, machte Anne deutlich, eine 44-jährige Kinderkrankenschwester der DMG, die in Südasien Pflegekräfte ausbildet. „Auch heute noch gibt es Momente, in denen ich nicht verstehe, wie die Leute in meinem Land ticken“, erzählte sie ehrlich. In 15 Jahren Südostasien habe sie viel erlebt, das mache es nicht einfacher: das heiße Klima, Überfälle, Kriminalität und die schreckliche Not vieler Menschen machten ihr auch heute noch zu schaffen. „Am schlimmsten ist der Personalmangel in unserem Krankenhaus“, sagte sie. Es koste sie auch heute Überwindung, sich wissend um all das auf die Arbeit in Übersee einzulassen. Was ihr hilft, dennoch fröhlich wieder ins Flugzeug zu steigen? „Dass Gott treu ist, mich nicht alleine lässt und ich immer wieder erlebt habe, wie er mich segnet!“ Es habe sich gelohnt: „Die Menschen sehen, dass ich durchgehalten habe, deshalb hören sie mir zu und vertrauen mir.“ Heute habe sie viele einheimische Freunde, mit denen gemeinsam sie ihren Glauben teilen und leben könne.
Neu: Ehrenamtsprogramm der DMG
Vor rund 80 Interessierten stellte die DMG ihr neues Programm für ehrenamtliche Mitarbeiter vor. „Wir suchen freiwillige Mitarbeiter, die begeistert sind von und für Gottes Mission in dieser Welt“, betonten Hans und Carmen Ziefle, zwei ehemalige Südamerikamissionare, die das neue Programm in Zukunft leiten. Mögliche Aufgaben, für die die DMG freie Mitarbeiter sucht, sind Übersetzung, Grafikdesign, Migrantenhilfe in Deutschland, Missionsmobilisation und die Repräsentation der DMG in Gemeinden. „Wir suchen Christen, die sich verbindlich etwa zwei Stunden wöchentlich für zwei-drei Jahre einbringen“, sagte Ehepaar Ziefle. Der Unterschied zu früher sei, dass sie als echte, vollwertige DMG-Mitarbeiter einen Ehrenamtsvertrag, Visitenkarten, eine E-Mailadresse und Schulungen bekämen und richtig ins Team integriert würden, das gebe ihnen Würde und Status. „Es gibt ganz viele Gebiete, in denen wir Hilfe brauchen“, berichteten sie. Das erste Schulungsseminar findet vom 21. bis 24 November auf dem Buchenauerhof statt, Interessierte können über Ehrenamt@DMGint.de Informationen abrufen.
Das Ja geht zuerst von Gott aus
Dr. Markus Völker betonte im biblischen Wort am Nachmittag, dass das Ja zu Gott von uns Menschen immer nur eine Antwort auf Gottes Ja zu uns sein könne: „Gott sagt bedingungslos ja zu dir! Trotz der Sünde.“ Das gelte für die gesamte Menschheit von der Schöpfung bis heute – mehr noch für den einzelnen Menschen von der Geburt bis zum Tod, „weil er uns geschaffen hat, weil er uns liebt, weil er sich nach Gemeinschaft mit uns sehnt und weil er die Ewigkeit mit uns feiern möchte“, so der Theologe, der als DMG-Missionar eine globale theologische Fernschularbeit leitet. „Wir freuen uns über jeden Menschen weltweit, der ja zu Jesus sagt.“
Spiel, Spaß und sanfte Klänge
Musikalisch sanft und klangvoll umrahmt wurde das Frühlingsmissionsfest von Simon Georg und Band. Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der DMG und seine Freunde spielten überzeugend feinfühlige Gitarren- und Klavierklänge, der Gesang von Tabea Falter berührte die Seele. Georgs selbstkomponiertes Lied „Sag ja!“ verdeutlichte das Ziel der Großveranstaltung: „Wenn du spürst, dass Jesus dich beschenkt hat, wenn du weißt, dass er sein Leben gab, gib ihm Antwort, wenn er bei dir anklopft. Wenn Gott dich ruft, sag ja!“ Dieses Ja zu Gott kam auch im separaten Programm für 70 Kinder und 40 Teenager zum Ausdruck. Kids-team Deutschland, der Kinderarbeitszweig der DMG, und der fröhliche Missionar Martin Waldvogel (sonst Simbabwe) erklärten den Kindern musikalisch mit guter Botschaft die Bibel. Für ordentlich Spaß sorgten auch die Spielstraße und Piratenschiff-Hüpfburg. Und die Besucher aus ganz Deutschland genossen sichtlich bei schönstem Maiwetter die Gemeinschaft miteinander und mit knapp 100 von 400 DMG-Mitarbeitern weltweit.