Dekan Ralf Albrecht

Dekan Ralf Albrecht

Sommersynode 2018 – von Dekan Ralf Albrecht, Nagold

Sehr geehrte Frau Präsidentin, hohe Synode,

hundertachtzigmal wird in der neuen Lutherbibel das Geld thematisiert. Und eines dieser weisen Worte zum Geld hat mich neu fasziniert:

Prediger (Kohelet) 7,11.12:
Weisheit ist gut mit einem Erbteil
und hilft denen, die die Sonne sehen.
Denn wie Geld beschirmt, so beschirmt auch Weisheit;
Wissen aber gewinnt Weisheit,
und sie gibt Leben dem, der sie hat.

Ich entdecke in diesem weisen Wort dreierlei:
a) Geld ist nicht alles, aber manches wert:
Geld ist wie ein Schirm. Geld beschirmt, beschützt. Gerade weil Geld beschirmt, ist es so wichtig gut zu überlegen, wo man was aufspannt. Wo dieser Schirm nötig ist. Eben mittelfristig planen. Strategie im Blick, mittelfristige Planung, und dann daraus die Jahreszahlen des Haushalts, dieser Dreischritt passt.

b) Geld ohne Weisheit ist verlorenes Geld.
Die Weisheit gewinnt. Die Weisheit hilft. Sie hilft denen, die die Sonne sehen. Die nicht die Nacht und die Umnachtung prognostizieren. Sondern dahin schauen, wo das Licht aufgeht.

c) Geld ist viel wert, aber nicht Leben.
Leben kann man nicht kaufen. Leben der noch einmal ganz anderen Qualität, das dann im Kolosserbrief so weitergeführt wird: „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kolosser 2,3)

Wir als Lebendige Gemeinde sind von diesen Grundüberlegungen her besonders dafür zu gewinnen, wenn an bestimmten Themen, Orten, Aspekten der Schirm weit aufgespannt wird. Weise. Planvoll.

Nennen wir einige – heute mal nur einige für uns ganz besonders Wichtige herausgegriffen ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit – aber doch mit einer klaren Botschaft: Wer diese Themen und Felder auf dem Schirm hat, kann mit unserem vollen Ja rechnen.

Alle missionarischen Initiativen. Mitgliedergewinnung, wenn sie wirklich gewinnend ist, lädt Menschen, Christen zu werden und Christen zu bleiben, in Verbundenheit mit unserer Ev. Landeskirche.
Beispielhaft dafür sind nicht nur die neuen Aufbrüche und die Berührungsflächen mit dem Buch der Bücher, die es in unserer Gesellschaft vermehrt geben muss, wie das Bibliorama.
Beispielhaft die Digitalisierung. Und dort besonders die Verkündigung des Evangeliums im digitalen Raum. Weil das Evangelium dort hin muss, wo Menschen sich wie selbstverständlich ständig bewegen. In diese Räume. Mit Lieder- und KonfiApp – aber längst nicht nur damit. Mit vernetzter Kirche, digitalem Gemeindebüro und hoher Präsenz und Servicefreundlichkeit in den digitalen Räumen. Onlinekirche, Spielewelt brauchen als Erprobungsräume Schirme, die über sie gespannt werden. Wo in Bible Lofts (tolle Idee!) Menschen ausprobieren.

Musik – gerade in ihrer ganzen Vielfalt in der Kirche. Deshalb haben wir als Synode einen gesamten Landeskirchenmusikplan aufgelegt – und Kirchenmusikhochschule und Posaunenarbeit, Singteams und Orgel auf dem Schirm. Gut so. Und gerade in dieser umfassenden Sicht wichtig. Kirchenmusik ist kein guter Ort für Kulturkämpfe, aber ein Ort, an dem Menschen direkt und zu Herzen gehend erleben, was es bedeutet, Gott und den Glauben an Jesus Christus zu erfahren. Wo immer hier der Schirm weit aufgespannt wird, wird in Mitgliederbindung investiert.

Das Gesamtkatechumenat, von Anfang an, von absolut klein auf, Menschen mit hinein zu nehmen in eine ganze Biografie des Glaubens. Die Unterstützung von Ehe und Familie, besonders auch durch die Maßnahmen des Familienpaketes. (Nebenbemerkung: in solch vernetzten Paketen mittelfristig zu planen und Schirme aufzuspannen, macht zunehmend Sinn). Die zusätzlichen Finanzmittel für die Kindergartenarbeit, und das eben für ihre strukturelle Professionalisierung. Und der ganz besondere Einsatz für Jugendliche und junge Erwachsene in unserem Jugendwerk, und eben auch in den freien Werken und Verbänden, die wie CVJM, APIs, Aidlingen, EC, Christusbund, … viele, viele intensive Anstrengungen unternehmen, um Jugendliche auf dem Weg des Glaubens zu begleiten. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank.

Weisheit ist gut mit einem Erbteil
und hilft denen, die die Sonne sehen.
Denn wie Geld beschirmt, so beschirmt auch Weisheit;
Wissen aber gewinnt Weisheit,
und sie gibt Leben dem, der sie hat.

Mir gefällt das Bild vom weise geplanten Geld als Schirm. Es hat nicht herrschende Funktion. Es dient. Es ist nicht alles, es bestimmt nicht alles. Vieles ist mit Geld nicht zu bezahlen – das Engagement unserer Ehrenamtlichen z.B. Und kann uns deshalb nur alles richtig was wert sein.

Deshalb: Schirm auf. Und viel Zuversicht mittelfristig, dass wir unter Gottes Schirm miteinander gut behütet weiter gehen.