SynodeAktuell

Die Frühjahrssynode tagte am 19. und 20. März 2021 erneut „hybrid“, sowohl im Hospitalhof in Stuttgart wie auch digital. Alle Anwesenden wurden einem Schnelltest unterzogen. Neben dem Bischofsbericht zu den EKD-Leitsätzen, waren der Bericht des Sonderausschusses zur inhaltlichen Ausrichtung, das digital vermittelte Abendmahl und das Klimaschutzkonzept der Ev. Landeskirche zentrale Themen der Synodaltagung.

Bischofsbericht „Komm, weite den Blick …“

In Anlehnung an die zwölf EKD-Leitsätze „Hinaus ins Weite…“ befasste sich Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July in seinem Bischofsbericht „Komm, weite den Blick …“ mit der Zukunft der Kirche. Dabei ging er auf die einzelnen Leitsätze ein und forderte, ein EKD-Kompetenzzentrum Digitalisierung mit Schwerpunkt im Bereich E-Learning in Württemberg einzurichten.
Der Bernhäuser Dekan Gunther Seibold bestärkte im Gesprächskreisvotum der Lebendigen Gemeinde (LG) nochmals den Leitsatz der „Mission“ und warb dafür, die Verschiedenheit der Gemeindeprägungen in Württemberg als Reichtum zu begreifen. In der Aussprache benannte Michael Schneider (LG) Defizite in der digitalen Präsenz der Kirche und forderte, auch den digitalen Verkündigungsauftrag verstärkt wahrzunehmen. In diesem Sinne begrüßte Tobias Geiger (LG) die Forderung nach einem Kompetenzzentrum Digitalisierung. Er freue sich aber noch mehr, wenn unsere Landeskirche auch zu einem Kompetenzzentrum für dialogische Kommunikation des Evangeliums werden würde.

Bericht des Sonderausschuss für inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunkte

Für den in der Sommersynode 2020 einberufenen Sonderausschuss für inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunkte gab Maike Sachs (LG) als stellvertretende Ausschussvorsitzende einen ersten Bericht. Vor dem Hintergrund sinkender Kirchenmitgliedszahlen und Kirchensteuereinnahmen erarbeitet der Ausschuss in Absprache mit dem Oberkirchenrat Kriterien, mit denen die künftig knapperen Ressourcen und kirchlichen Handlungsfelder priorisiert werden.

Dekan Siegfried Jahn (LG) betonte in der Aussprache die Wichtigkeit der freien Werke und Dienste mit ihrer diakonischen, missionarischen und gemeinschaftsbildenden Arbeit. Darum beantragte er, diese als eigenes Kriterium zu benennen, da sie bei vergleichsweise geringen Zuwendungen einen hohen Mehrwert für die Landeskirche haben. Daran anknüpfend regte Pfarrer Thomas Stuhrmann (LG) an, bei kirchlichen Arbeitsfeldern über engere Kooperationen mit freien Werken nachzudenken und Kompetenzen zu übertragen, statt sie aufzugeben, sollten die Ressourcen knapp werden. Pfarrer Rainer Köpf (LG) machte sich für die Kirchenmusik stark. Sie sei für die kirchliche Praxis grundlegend und eine wichtige Form der Kommunikation des Evangeliums.

Digital vermitteltes Abendmahl

Seit Ostern 2020 ist die Möglichkeit eines digital vermittelten Abendmahls nicht nur im theologischen Ausschuss Dauerthema. Im Februar fand hierzu ein synodaler Studientag statt, der das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet hat. Hellger Koepff, Vorsitzender des theologischen Ausschusses, gab auf der Frühjahrssynode einen ausführlichen Bericht über den aktuellen Diskussionsstand. „In vielem stehen wir am Anfang eines Such- und Klärungsprozesses, der nicht auf Württemberg begrenzt ist“, resümierte Koepff die kontroverse Diskussion, die nicht entlang kirchenpolitischer Linien verlaufe. In der Aussprache war auch der aktuelle Osterbrief des Landesbischofs Thema. Darin informiert July die Gemeinden über die Diskussionen über das digitale Abendmahl und benennt die wesentlichen Aspekte einer Abendmahlsfeier. Der stellvertretende Vorsitzende des theologischen Ausschusses, Steffen Kern (LG), warb dafür, theologisch sorgsam zu reflektieren, behutsam zu prüfen, dann aber auch zu entscheiden. Dabei appellierte er an die evangelische Freiheit: „Wir dürfen das Abendmahl nicht mit Zäunen und Verboten belegen, sondern wir brauchen die Freiheit, es verantwortlich zu feiern.“ Die Erfahrungen damit seien so positiv, dass wir es verantwortet wagen sollten, so Kern. Rainer Köpf unterstrich die seelsorgerliche Verantwortung. Es brauche in der gegenwärtigen Notsituation Ausnahmen von den bestehenden Regeln, um die seelsorgerliche Situation in den Gemeinden ernst zu nehmen.
Die Synode hat hierzu mehrere Anträge verabschiedet, die den Oberkirchenrat bitten, sich mit dem Thema weiterhin zu befassen, die Kirchengemeinden über den aktuellen Beratungsstand zu informieren und die Feier des Online-Abendmahls zum Osterfest dieses Jahr als pandemisch bedingten Ausnahmesituation zu ermöglichen.

Aktuelle Stunde

In der aktuellen Stunde wurden zwei Themen diskutiert. Die erste halbe Stunde befasste sich mit dem Thema „Neue Egoismen. Wie die Pandemie unser Miteinander verändert und was die Aufgabe der Kirche ist“. Maike Sachs brachte die Sorge zum Ausdruck, dass sich Distanzierungen und Abgrenzungen zunehmend verfestigten. Dem stellte sie den Gedanken Martin Luthers gegenüber: „Wenn mein Nächster mich aber braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen.“ Egoismus komme durch Existenzängste zutage, wurde mehrmals betont. Diese müssen wahrgenommen werden „nicht verurteilend – sondern so wie Jesus mit Martha umging“, so Rainer Köpf. Die Botschaft Jesu Christi sei eine hoffnungsvolle, die gerade jetzt immer wieder betont werden und dem Miteinander helfen könne.

Im zweiten Teil wurde sich mit dem „Scheitern der Einführung eines Flächentarifvertrags in der Altenpflege“ befasst. Christoph Müller (LG) dankte der Caritas für ihren Mut, der beabsichtigten Allgemeingültigkeit des Tarifvertrags nicht zugestimmt zu haben und brachte gleichzeitig zum Ausdruck, dass er von der Arbeitsrechtlichen Kommission der Diakonie eine Stellungnahme vermisse. Es sei wichtig und notwendig, dass sich Kirche und Diakonie für faire Arbeitsbedingungen und Löhne einsetze, ohne dabei den eigenen Weg aufzugeben. Auch Siegfried Jahn machte sich für den sogenannten „dritten Weg“ stark. „Wir bezahlen besser als die anderen, ohne dass wir durch Flächentarife dazu gezwungen werden. Das ist doch gerade jetzt in der Pandemie ein deutliches Zeichen.“ Im Bezug darauf stehe Kirche und Diakonie jedoch vor einem massiven Kommunikationsproblem, dies der breiten Öffentlichkeit auch zu vermitteln.

Klimaschutzkonzept der Landeskirche

Um dem Thema Klimaschutz in der Landeskirche mehr Gewicht zu geben, hatte die Synode den bisherigen Umweltbeauftragten der Landeskirche dem Baureferat im Oberkirchenrat zugeordnet.
Bereits die 15. Landessynode hatte am Ende der Wahlperiode beschlossen, das Klimaschutzkonzept der Landeskirche von 2012 weiterzuentwickeln, was nun auf der Frühjahrssynode vorgestellt wurde. Als „integriertes Klimaschutzkonzept“ umfasst es neben den drei Bereichen „Immobilien“, „Mobilität“ und „Beschaffung und Ernährung“ auch einen Bildungsauftrag. Die Vorsitzende des Ausschusses für Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und Bewahrung der Schöpfung Annette Sawade resümierte am Ende ihres Berichts: „Seitens des Oberkirchenrats wird erwähnt, dass die Landeskirche Württemberg eine von drei Landeskirchen ist, die das Klimaziel bisher erreicht hat.“ Die Klimaziele sehen ausgehend von 2005 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 25% bis 2015, 40% bis 2025, 60% bis 2030, 80% bis 2040 und 90-95% bis 2050 vor.

In der Aussprache betonte Dr. Markus Ehrmann (LG), bei der Erhebung der Daten sorgfältig abzuwägen, inwieweit sich dieser Aufwand tatsächlich lohne. Ab einem gewissen Punkt gelte es, die erkannten Defizite konsequent anzugehen. Dabei erinnerte er noch einmal an den Antrag der LG, den Einsatz von Photovoltaik-Anlagen zu verstärken. Matthias Hanßmann (LG) sprach einen großen Dank an den Ausschuss und an die Verantwortlichen im Oberkirchenrat aus: „Klimawandel betrifft uns alle.“ Dazu sei ein stimmiges Konzept nötig, damit wir gemeinsam daran arbeiten können. Gleichzeitig hinterfragte er die Notwendigkeit eines Klimaschutzgesetzes, das anschließend in die Synode eingebracht wurde. Statt die Landeskirche und Kirchengemeinden derart in die Pflicht zu nehmen, sei es besser, positive Anreize zu schaffen. Veränderung erziele man am besten durch Überzeugungsarbeit, nicht durch Zwang, so Hanßmann. Ausschussmitglied Anja Holland (LG) betonte, dass man im Mitgliederrückgang kein Potential für CO2-Einsparungen sehen dürfe, wie dies im Klimakonzept der Fall ist. Darüber hinaus bat sie darum, die Klimabilanz der Digitalisierung nicht aus dem Blick zu verlieren.

Chris Nathan, Anja Holland, Matthias Hanßmann, Maike Sachs, Prisca Steeb

20.3.2021                   

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