Eine Einladung zur Ruhe

Eine Hütte mitten auf einem Hochplateau vor einer Bergwand. Ruhig und im besten Sinne des Wortes „einsam“ wirkt das Coverbild von „Hüttenzeit“. Für den Theologen Daniel Zindel sind die Stunden auf seiner Berghütte wohltuende Zeiten. Zeiten, die er vor allem alleine, aber auch mit seiner Frau und der Familie verbringt.

„Hier oben auf dem Gipfel vergesse ich mich ganz und bin zugleich völlig eins mit mir, der Welt und Gott“, sagt Zindel und innerlich bin ich bei seinen Beschreibungen ganz nah dabei. Das liegt an seinem angenehmen Erzählstil. Zindel hat einen großen Blick für die Details, wie er Eindrücke, Geräusche und kleine Momente einfängt und mir wird klar: Dieses Buch lässt sich nicht am Stück lesen. Kapitel für Kapitel fordert es ein Innehalten, ein Nachdenken und Überlegen, Beten und ein mutiges Weitergehen.

Das Buch passt wie ich finde gut zu Tomas Sjödins Bestseller „Warum Ruhe unsere Rettung ist“ (SCM R. Brockhaus, 2016). Weil es unaufgeregt erzählt, keine neue Methode von Spiritualität einführt, sondern schlicht Sehnsucht nach einem Raum und Ruhe für die Begegnung mit Gott schafft.

Einzelne Sätze bleiben mir hängen, weil sie so ausdrucksstark sind: Die Kühe auf der Alm und die Erkenntnis: „Nicht das biblische Vielwissen sättigt die Seele, sondern das gut Verdaute.“ (141) Ebenso das starke Bild, das der Ort der Hütte einen Perspektivwechsel ermöglicht und die Wahrnehmung schult.

Stimmungsvolle Bilder zwischen den einzelnen Kapiteln verstärken die Intention des Buches: Zur Ruhe kommen, Kraft tanken, Gedanken sortieren, um dann wieder gestärkt in den Alltag im Tal – fernab des Berges – gehen. Im Vorwort schreibt Daniel Zindel, dass er die Sehnsucht nach einer ruhigen Hütte in den Bergen und einer Begegnung mit Gott in seinen Lesern wecken will – bei mir ist ihm das auf jeden Fall gelungen!

Andreas Schmierer
Theologiestudent und Mitglied im Redaktionsteam „Lebendige Gemeinde“, Tübingen

SCM R. Brockhaus – ISBN: 978-3-417-26859-1 – 15,99 Euro