„Bleibt der Erde treu“ ist ein Werk, in dem Prof. Peter Zimmerling (Leipzig) eine große Auswahl an Dietrich Bonhoeffers Predigten von 1925- 1941 gesammelt und veröffentlicht hat. Dietrich Bonhoeffer, der als Widerstandskämpfer, Seelsorger und Theologe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte, wird in diesem Buch von einer ganz anderen Seite vorgestellt. Als Prediger hat er seine theologische Kompetenz und seinen Auftrag als Pfarrer wahrgenommen, um die ihm jeweils anvertraute Gemeinde – ob in England, Deutschland oder geistlich – zu begleiten. Hier zeigt sich nun, wie eng für Bonhoeffer seine theologischen Überzeugungen mit dem Alltag seiner Gemeindeglieder und den ethischen Konsequenzen verbunden sind. An seiner eifrigen und lebenslangen Predigttätigkeit wird Bonhoeffers Anliegen klar: Die Kirche soll durch das gepredigte Wort Gottes geistlich erneuert werden. Der Titel des Buches, „Bleibt der Erde treu“ ist einer Predigt Bonhoeffers über Kol 3,1-4 entnommen. In ihr betont er, dass die Orientierung auf die Ewigkeit auch klare Auswirkungen auf unser Leben heute hat. Unsere ethische Verantwortung und das Engagement für den Nächsten ist eine Folge aus unserem Glauben. In der ersten Predigt des Werkes legt Bonhoeffer für seine Konfirmanden 1. Mose 32,25-32, 33,10 aus. Er beschreibt Jakobs Kampf mit Gott und seine Bitte: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ und greift das Motiv der Hoffnung auf, dass Gott auch uns begegnet, indem Jesus zu uns kommt und wir seiner Gegenwart gewiss sind. Diese Hoffnung auf eine heilsame Begegnung Gottes und deren Folgen für unser Leben spannen den Bogen über den gesamten Predigtband.
Inhaltlich legt Bonhoeffer in seinen Predigten mehrere Schwerpunkte, die sich immer wieder entdecken lassen: das Gott sein Gottes, die Frage nach der Ewigkeit, der Gehorsam und die Verantwortung des Menschen gegenüber Gott und die ethische Konkretion. Ausgangspunkt für die Beziehung zwischen Gott und Mensch ist für ihn das erste Gebot. Wir Menschen sollen die Bedeutung des Gott seins Gottes anerkennen und zugleich aus dieser Erkenntnis die Freiheit gewinnen, dass wir nur Menschen sind und somit in dem uns anvertrauten Raum handlungsfähig sind. Nach Bonhoeffer geht dem immer das Wort Gottes voraus. Wir hören oder lesen eine Predigt und erfahren Gemeinschaft mit Gott. Aus ihr erwachsen neue Handlungsmöglichkeiten, die uns in die Gemeinschaft mit anderen Menschen führen.
Mich hat besonders die zwölfte Predigt des Predigtbandes angesprochen. Bonhoeffer beschreibt die Furcht, die uns Menschen umgibt und prägt mit einem Boot, das auf den Wellen des Meeres bewegt wird. Richten wir unsere Augen auf die Wellen umgibt uns große Furcht. Heben wir unseren Blick jedoch auf das Kreuz Jesu, lösen sich alle falschen Sicherheiten und wir treten ein in die Gewissheit, dass Gott unseren Glauben auch in den Stürmen hält. 

Julia Scheerle | Theologiestudentin

Peter Zimmerling (Hg.): Dietrich Bonhoeffer: Bleibt der Erde treu, Brunnen-Verlag 2020, ISBN: 9783765507427, 18 Euro.